09.06.2022
3 Fragen an...Eva Stemmer
Liebe Leserinnen und Leser,

wir haben unsere Webseite mit einer neuen Rubrik versehen. Hier möchten wir in Form von kurzen Artikeln ein SPOTLIGHT auf aktuelle Branchentrends, News und relevante Themen rund um die Lizenzwelt werfen. Im neuen Format „3 Fragen an…“ stellen wir Ihnen spannende Stimmen aus der Branche in knackigen Interviews vor.

Den Startschuss gibt Eva Stemmer, Organisatorin und Projektleiterin der BRANDmate und geschäftsführende Gesellschafterin von BRANDORAplus. Die BRANDmate ist das erste branchenübergreifende B2B-Netzwerk-Event rund um Markenkooperationen, Partnerships und Licensing und bringt am 29. und 30. Juni 2022 in Offenbach Unternehmen und Marken mit potenziellen Kooperationspartnern zusammen.

Auch wir von SUPER RTL Licensing präsentieren auf der BRANDmate unser vielseitiges Markenportfolio. Wir freuen uns schon sehr darauf, bekannte Gesichter wiederzusehen, neue Kontakte zu knüpfen, spannende Impulse für den Job-Alltag mitzunehmen und natürlich auf den persönlichen Austausch vor Ort mit Lizenzgebern, Lizenznehmern, Handelspartnern sowie weiteren Interessierten.

Im Vorfeld der Veranstaltung beantwortet uns Eva Stemmer drei Fragen:

1. Was macht für Sie eine erfolgreiche Markenkooperation aus?
Eine erfolgreiche Markenkooperation ist das perfekte Match zwischen Marken und/oder auch Retailern, die sich hervorragend ergänzen und die durch die Zusammenarbeit das gesetzte Ziel der Kooperation erreichen, sozusagen eine Win-Win-Situation für alle Beteiligten. Die Ziele für Kooperationen können dabei ganz unterschiedlich sein: Zielgruppenerweiterung, Steigerung der Brand Awareness, Besetzung von Produktkategorien oder auch die Umsetzung von exklusiven Kollektionen für exklusive Vertriebspartner, die für eine IP sinnvoll sind. Signifikant für eine gelungene Umsetzung ist dabei ein emotionales Storytelling: Erfolgreiche Markenkooperationen setzen Produkte oder Services in einen emotionalen Rahmen, kreieren eine Geschichte um sie und erobern so langfristig die Herzen der Fans.

2. Welche Herausforderungen stehen der Lizenzbranche bevor?
Im Entertainment: Das Nutzungsverhalten von Bewegtbild-Content hat sich verändert. Es gibt jetzt sehr erfolgreiche internationale Streamingdienste wie Netflix oder Amazon Prime Video, ebenso starke nationale Player wie RTL+. Das Kino hat an Relevanz verloren. Kleinere IPs erhalten durch in der Vergangenheit oft unterschätzte Kanäle, wie zum Beispiel YouTube, ihre Reichweite.

Damit sich lizenzierte Produkte erfolgreich abverkaufen lassen, reicht eine TV-Serie oder ein Kinofilm alleine nicht mehr aus: Entertainment-IPs müssen vielfältigen, auf die Zielgruppe abgestimmten Content liefern. Das beinhaltet auch die Ausspielung auf vielen verschiedenen Plattformen, denn unterschiedliche Zielgruppen haben auch unterschiedliche Konsumgewohnheiten. Um Markenerlebnisse über alle Touchpoints und Kanäle zu verbreiten, ist umso wichtiger, dass Brands modern inszeniert werden und differenzierte, relevante Botschaften erzählen. Rechtegeber müssen also strategisch klug agieren und sich richtig ins Zeug legen, um eine hohe Brand Awareness in der Zielgruppe zu erreichen.

Darüber hinaus hat sich das Einkaufsverhalten und der Kaufentscheidungsprozess der Konsumenten verändert - darauf müssen Rechtegeber eingehen und sinnvolle Kooperationspartner suchen. Nachhaltigkeit wird ein großes Thema werden, dadurch ergeben sich spannende neue Produktkategorien, die vor fünf Jahren noch kein großes Thema waren, wie zum Beispiel elektrische Lastenfahrräder. In den nächsten Jahren werden uns auch die Herausforderungen von Materialengpässen, Lieferverzögerungen und -engpässen sowie Preissteigerungen bei Lizenzprodukten begleiten, die auch Lizenzgeber im Auge behalten müssen. Es ist für Lizenznehmer nicht mehr so einfach, kurzfristig eine Kollektion zu einem Trendthema auf den Markt zu bringen. Dies muss in einer Kooperation zwischen Rechtegebern, der Industrie und dem Retail berücksichtigt und eingeplant werden. Dabei kommt auch vermittelnden Agenturen mit der entsprechenden Expertise und einem etablierten Netzwerk eine immer wichtigere Bedeutung zu.
Und natürlich gibt es auch ein Schlagwort, das derzeit noch viele fragende Blicke verursacht: das Metaverse. Wie wichtig ist das Metaverse für Marken, wie relevant sind NFTs wirklich? Ist das nur eine Blase oder die Zukunft? Und wie können Marken und Rechtegeber dieses Feld für sich nutzen?

3. Was ist Ihre Motivation, was treibt Sie an und was ist Ihr größtes Learning?
All mein Handeln fokussiert sich eigentlich stets auf zwei Ziele: etwas zu bewegen und Potenziale allumfänglich zu nutzen.

In Bezug auf Licensing & Kooperationen ist das Potenzial in DACH noch lange nicht erreicht. Es gab so viele Veränderungen in den letzten Jahren, es gibt so viele Herausforderungen für Marken, Unternehmen, Rechtegeber, Lizenznehmer, Industrie und Handel in der Gegenwart und Zukunft. Das alles ist viel effizienter, wenn man sich für diese Herausforderungen Partner holt, mit denen man sich gemeinsam den Herausforderungen erfolgreich stellen kann. Ich habe das Gefühl, dass vor allem Lizenz-Kooperationen oft noch sehr klassisch gedacht werden. Wir möchten mit der BRANDmate die Möglichkeit schaffen, dass auch bisher ungeahnte Synergien zwischen Unternehmen erkannt und ungewöhnliche Partnerschaften eingegangen werden können. Gemäß dem Credo “new people – new business” sollen sich auf der BRANDmate neue, branchenübergreifende Top-Entscheider kennenlernen, um gemeinsam neue Kooperationen zu entwickeln, die den o.g. Win-Win-Effekt für alle Beteiligten haben und natürlich im besten Falle die Umsätze der beteiligten Unternehmen steigern – denn letztendlich geht es ja um die Monetarisierung von Marken.

Meine größten Learnings bei der Organisation der BRANDmate sind folgende Punkte:
Es bereitet riesigen Spaß, ein neues Event auf die Beine zu stellen, das Branchengrenzen sprengt. Es ist toll zu sehen, wie viele Top-Entscheider eine Veränderung begrüßen und diese auch tatkräftig unterstützen. Es ist fantastisch, mit wie vielen Menschen man ins Gespräch kommt und wie viele Unternehmen sich aktiv in die Gestaltung der BRANDmate einbringen. Aktives Agieren statt passiven Reagierens! Ganz großes Kino!

Es hat mich aber ehrlich gesagt überrascht, dass es doch einige Menschen gibt, denen der Begriff “Entrepreneur-Denken” fremd ist, die Veränderungen prinzipiell skeptisch gegenüberstehen, die für Entscheidungen viel Sicherheit und Bedenkzeit benötigen, die nicht bereit sind, auch nur ein minimales Risiko einzugehen, die sich wundern, dass “die fetten Jahre” vorbei sind und das nicht akzeptieren wollen.

Ich denke, mit der BRANDmate läuten wir gerade rechtzeitig eine neue Ära von Licensing, Markenkooperationen und Partnerschaften ein, und ich freue mich schon tierisch darauf, die ersten umgesetzten Projekte und Produkte im Handel zu sehen, die ihren Ursprung auf der BRANDmate 2022 fanden.